Wie gesagt, da kommen verschiedene Faktoren zusammen. Eine Chip-Produktion ist ein sehr komplexer Vorgang. Diese Produktionsprozesse stellt man nicht mal eben von Chip A auf Chip B um. Und wenn A stark nachgefragt ist, dann gibt es noch weniger Grund, "mal eben" auf B umzurüsten.
Ein weiterer Faktor war Corona in den Produktionsländern. Dadurch standen einfach deutlich weniger Kapazitäten zur Verfügung. Aktuell kommen noch die Transport-Probleme im Schiffsverkehr dazu. Die Häfen, von denen einige in China auch immer mal wieder geschlossen werden, können gar nicht das Volumen an Containern abwickeln, das abgewickelt werden müsste.
Die Autoindustrie ist übrigens nicht die einzige Branche, die betroffen ist. Mein Nachbar wollte sich jüngst einen neuen Geschirrspüler zulegen. Sein Wunschmodell hätte er (vermutlich) im Februar 2022 in Empfang nehmen können. Er ist dann auf ein anderes Gerät ausgewichen.
Wir spüren jetzt in vielen Branchen die Corona-Langzeitfolgen in der Wirtschaft. Man hat sehr viel Produktion nach Asien verlagert, weil es dort ja so schön billig ist und der Transport auch quasi nichts gekostet hat. Momentan haben wir aber eine komplett andere Situation. Unglücklicherweise kann man die ins Ausland verlagerten Kapazitäten auch nicht mal so eben wieder zurückholen. Eine Chip-Fabrik aufzubauen dauert Jahre. Die notwendigen Belichtungsmaschinen für besonders kleine Strukturen liefert eine (!) Firma mit Sitz in Holland. Die dürften sich über Auftragsmangel kaum beklagen können.
Oder anders formuliert: Wir bekommen jetzt die Quittung für die Entscheidungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte. Für diese Entscheidungen gab es sicherlich immer Gründe, bessere oder schlechtere. Aber mit dem, was Corona weltweit angerichtet hat, dürfte kaum ein Spitzenpolitiker oder Industriekapitän wirklich gerechnet haben - und ich würde ihnen das auch nicht unbedingt zum Vorwurf machen. Das macht in meinen Augen aber die Entscheidung, Produktionsstandorte ausschließlich nach dem Preis auszuwählen, nicht weniger fragwürdig.