Nochmal ganz langsam:
1. Reifen von deutlich unterschiedlicher Größe sind nicht vergleichbar. Wer also Kleinwagenreifentests auf den Kodiaq übertragen will, geht ein großes Risiko ein. Und mit solchem Allerweltsgewäsch wie diesem Resümee schießt sich der Schreiberling selber ab. Da hätte ich Besseres vom "größten" deutschen Autoclub erwartet.
2. Die Winterreifen- oder Sommerreifentests finden zu definierten Wetterbedingungen statt, in der Regel sind dies die besonderen Winterbedingungen in Skandinavien oder die Sommerbedingungen in Wasweißichwo. Das bedeutet, dass man über die gesamte Nutzungsbreite einen Punkt heraussucht. Also -20° für Winterreifen. Schnee dieser Temperatur verhält sich sehr anders als der um den Gefrierpunkt herum. Nässe bei 1° ist recht unterschiedlich zu Nässe bei 20°. Diese punktuellen Tests können Tendenzen aufzeigen, mehr nicht! Gute (Premium-)Reifen liegen in ihren Leistungen so eng beieinander, dass die Reihenfolge durchaus anders aussehen würde, wenn statt -20° das Wetter bei -5° liegen würde. Und: Ich lebe nicht in Skandinavien.
3. Es gibt immer irgendwo auf der Welt die Bedingungen, zu denen ein bestimmter Reifen die relativ besten Leistungen vorweisen kann. Außerhalb dieser Bedingungen aber sind es andere Reifen, die die Nase vorn haben. Also Reifen X von G (willkürliche Bezeichnungen) ist bei Tests in Finnland im Winter supertoll. Das nennen wir mal 100%. Bei 10°(öfter im Winter bei uns) aber liegt er noch bei 50%, da andere besser sind. Reifen V von S wird in Italien bei molligen 35°, Straße 55°getestet und ist bei genau diesen Bedingungen der Beste - allerdings auf einem anderen Fahrzeug. Nennen wir das 100%. Bei 10° und Nässe (öfter im Sommer bei uns) aber liegt er noch bei 30%. Dazwischen gibt es noch eine Menge anderer ziemlich mieser bis sehr guter Reifen. Die kennen wir aber nicht, weil bei diesen Allerweltsbedingungen einfach nicht getestet wird! Daher: Zu glauben "Ich weiß, welche Reifen die Besten sind" ist einfach nur naiv.
4. Allerdings glaube ich auch, dass bei solchen Tests wenigstens die schlechtesten Reifen kenntlich gemacht werden. Die guten Marken haben auch viel zu verlieren, sie sind einfach Gechmackssache, kaum mehr.
5. Und nun zu den GJR: Bei Bedingungen wie im Moment sind Winterreifen der pure Wahnsinn. Es ist viel zu warm. Für Sommerreifen ist es nachts und morgens zu kalt. Da sind GJR praktisch: die kann ich morgens und mittags fahren. Mit Abstrichen - ja. Aber mit weniger Abstrichen als die falschen Reifen zur entsprechenden Tageszeit. Der Könner kennt die Grenzen des Systems. Sicherheit entsteht zuallererst im Kopf, nicht im Gummi. Bei allen Verkehrslagen!
Gute und sichere Fahrt wünscht
Horizon